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FRENGER | STRAFRECHT

Fluchtgefahr im deutschen Strafrecht: Eine Herausforderung für die Strafverteidigung

VON RA Frenger 12. Januar 2024

In der Regel werden Haftbefehle auf den Haftgrund der „Fluchtgefahr“ gestützt. Für Strafverteidiger stellt die Einschätzung und Argumentation bezüglich der Fluchtgefahr eine entscheidende Herausforderung dar. In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Fluchtgef...

In der Regel werden Haftbefehle auf den Haftgrund der „Fluchtgefahr“ gestützt. Für Strafverteidiger stellt die Einschätzung und Argumentation bezüglich der Fluchtgefahr eine entscheidende Herausforderung dar. In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Fluchtgefahr auseinandersetzen und die strategischen Überlegungen beleuchten, die Strafverteidiger in diesen Fällen treffen müssen.

Was ist Fluchtgefahr?

Fluchtgefahr bezieht sich auf die Annahme, dass eine Person, die einer Straftat beschuldigt wird, sich der Strafverfolgung durch Flucht entziehen könnte. Es handelt sich hierbei um einen zentralen Faktor bei der Frage, ob eine Untersuchungshaft angeordnet wird oder ob der Beschuldigte auf freiem Fuß bleibt.

Gründe für die Annahme von Fluchtgefahr

Verschiedene Faktoren können als Indizien für Fluchtgefahr dienen. Dazu gehören unter anderem:

1. **Fluchtverhalten in der Vergangenheit:** Frühere Fluchtversuche oder das Verlassen des Landes während laufender Ermittlungen können als Hinweis auf Fluchtgefahr gewertet werden.

2. **Schwere der Straftat:** Je schwerwiegender die vorgeworfene Straftat, desto höher wird das Risiko eingeschätzt, dass der Beschuldigte versucht, sich der Strafverfolgung zu entziehen.

3. **Keine festen Wurzeln im Land:** Fehlende familiäre oder berufliche Bindungen im Inland können als Indiz für erhöhte Fluchtgefahr betrachtet werden.

4. **Ausländische Staatsangehörigkeit:** Die Annahme von Fluchtgefahr kann bei Beschuldigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit aufgrund der möglichen Ausreisemöglichkeiten verstärkt werden.

Die Rolle des Strafverteidigers

Für Strafverteidiger ist es entscheidend, die Argumentation gegen eine mögliche Fluchtgefahr sorgfältig aufzubauen. Hier einige wichtige Aspekte:

1. **Soziale Bindungen:** Der Strafverteidiger kann versuchen, nachzuweisen, dass der Beschuldigte feste soziale Bindungen im Inland hat, die eine Flucht unwahrscheinlich machen.

2. **Berufliche Verpflichtungen:** Eine gut etablierte berufliche Position und Verpflichtungen können als Beweise für die Verlässlichkeit des Beschuldigten dienen, an den Ermittlungen teilzunehmen.

3. **Zusammenarbeit mit den Behörden:** Die Bereitschaft des Beschuldigten, mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten und sich dem Verfahren zu stellen, kann als Indiz gegen Fluchtgefahr dienen.

4. **Auflagen und Sicherheitsleistungen:** Der Strafverteidiger kann vorschlagen, dass der Beschuldigte unter bestimmten Auflagen, wie regelmäßigen Meldepflichten oder der Hinterlegung einer Sicherheitsleistung, auf freiem Fuß bleibt.

Die Beurteilung von Fluchtgefahr ist eine komplexe Aufgabe, die eine sorgfältige Analyse der individuellen Umstände erfordert. Strafverteidiger spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie überzeugende Argumente für die Unwahrscheinlichkeit einer Flucht vorbringen und alternative Maßnahmen vorschlagen, um ihren Mandanten während des laufenden Verfahrens auf freiem Fuß zu halten. In jedem Fall ist eine gründliche Vorbereitung und eine fundierte rechtliche Argumentation unerlässlich, um die Interessen des Beschuldigten effektiv zu verteidigen.